Ich bin Nadja, 37 Jahre. Unterwegs bin ich mit meinem roten Geschoss mit Dachzelt, dabei immer an meiner Seite ist meine vierbeinige Begleiterin Hope.

Mittlerweile habe ich das Gefühl der Hund hat schon mehr von der Welt gesehen als so mancher Mensch. Ich komm wech aus dem fabulösen Ruhrgebiet, bin mittlerweile aber ausgewandert an den Niederrhein, das sind Luftlinie immerhin stolze 15km.

 

Wie lebst Du als „Vanlove Girl“ das Vanlife -machst Du Ausflüge am Wochenende, Urlaub oder lebst Du dauerhaft im Van? Wie bist du dazu gekommen? Erzähl uns deine Geschichte.

Im Grunde kam ich zum Vanlife wie die Jungfrau zum Kinde. Mit den Eltern ging es zwar immer in den Urlaub ganz klassisch ins Hotel oder die Ferienwohnung, aber Camping et al war bei der Planung der nächsten Reise never ever ein Thema. Für mich merkte ich allerdings schnell, dass Pauschalurlaub nicht in meine Vorstellung vom Reisen passte, sodass sich eher zufällig die nächsten Erfahrungen im Rahmen von Hinfliegen, Wagen mieten, Rumfahren und abends ein B&B suchen bewegten. Durch Gespräche mit vanlifebegeisterten Freunden fuhr ich zu meiner ersten Veranstaltung in diesem Bereich – das Fernweh Treffen in Weeze.

Der Rest ist Geschichte: Jemand warf das Wort Dachzelt in den Raum, Links wurden versendet, Tickets für das Dachzelt-Festival gebucht, die erste Übernachtung noch im Auto verbracht (immerhin mit Panoramadach) und Dachzelt gekauft. Seitdem nutze ich es bei jeder Gelegenheit, für meinen Urlaub, Ausflüge, Fahrten zu Treffen, als Übernachtungsmöglichkeit bei Fortbildungen. Sogar Silvester habe ich im Dachzelt verbracht und ich liebe es.

Besitzt Du schon deinen eigenen Van? Hast Du deinen Bus selbst ausgebaut oder ein Modell „von der Stange“? Wie fiel die Entscheidung auf dieses Fahrzeug?

Ich praktiziere zwar das oft erwähnte Vanlife bin aber mit meinem SUV mit Dachzelt unterwegs. Der Kadjar kam bevor Dachzelt und Vanlife überhaupt ein Thema waren. Was mir wirklich gut am großen Roten gefällt ist der Komfort, er ist mit allem technischen Schnick Schnack ausgerüstet und deshalb fährt es sich wie auf einer Wolke. Lange Strecken sind vergleichsweise deutlich weniger anstrengend als früher. Da der Kadjar auch mein Alltagsauto ist und von mir beruflich genutzt wird, beschränken sich Ausbauversuche auf den Kofferraum. Da habe ich die eierlegende Wollmichsau allerdings noch nicht gefunden, sodass ich gerade alles rausgeschmissen hab und auf leichte Plastikcontainer umgestiegen bin, die ich modulartig so anordnen kann wie es für die jeweilige Reise am sinnvollsten ist. Aber seien wir ehrlich – am Ende reagiert doch sowieso wieder das Chaos!

Bist Du gerade glücklich?

Jaaaa, die Frage aller Fragen. Bin ich gerade glücklich? Sagen wir es so, ich bin auf einem gutem Weg dahin. Die letzten Jahre waren beruflich und privat sehr anstrengend und haben mich einiges an Energie gekostet. Wie selbstverständlich war für mich der Weg neue Kraft zu schöpfen aber eigentlich immer das Reisen. Oder besser das Rauskommen – dabei muss es gar nicht die große wochenlange Erlebnisreise sein, es reicht auch schon ein langes Wochenende auf einem Treffen mit Gleichgesinnten. Also würde ich hier ganz klar antworten mit „Der Weg ist das Ziel.“

Wo bist Du am liebsten unterwegs?

ÜBERALL. Auf die Frage „Welche Länder würdest du am liebsten bereisen?“ antworte ich immer mit ALLE. Ich kann mich nicht auf eine bestimmte Region festlegen, es ist alles so unfassbar unterschiedlich, da sind Vergleiche auch einfach nicht fair.

Nachdem das Dachzelt gekauft und montiert war, ging die erste Tour auch direkt nach Österreich, Slowenien und Kroatien, die komplette Küstenstraße an der Adria entlang bis nach Dubrovnik – ein Träumchen. Sogar den ersten Anflug einer Bora haben Hope und ich auf dem Dach, aber mit Blick aufs Meer, gut überstanden. Dieser Road-Trip war einfach eine wunderbare Erfahrung und gab mir das Gefühl von Freiheit pur, dieser Ausspruch trifft es eigentlich genau auf dem Punkt. Mit meinem Gefährt unterwegs zu sein, hinzufahren wohin ich möchte, wann ich möchte und wie ich möchte (oder eben auch nicht) bedeutet für mich die pure Freiheit.

Nach dieser Tour gab es dann auch kein Halten mehr. Ursprünglich sollte das Dachzelt in den kalten Monaten in den Winterschlaf geschickt werden – Das war wohl nichts. Es ging nach Prag und ins Elbsandsteingebirge, in die Normandie und die Bretagne, nach Südtirol und zum OTA Globetrotter-Treffen und natürlich zum VanLove Girls-Treffen nach Glücksburg mit wunderbarem SUP-Kurs auf der Flensburger Förde und von da weiter Dänemarks Ostseeküste rauf und an der Nordsee wieder runter. Freiheit pur! – to be continued.

Wie verdienst Du Geld um dir das Reisen zu ermöglichen? Bist Du in einer Festanstellung oder
verdienst Du dir Deinen Lebensunterhalt bei Jobs auf der Reise? Hast Du ein eigenes Online-Business,
dann erzähle uns gern etwas darüber!

Ich arbeite als Brandschutz-Sachverständige momentan im Angestelltenverhältnis mit Option auf Partnerschaft in einem Ingenieurbüro – auch hier gilt, ich brauche meine Freiheit, Hierarchien sind nichts für mich. Dabei bin ich ganz klassisch auf meinen regulären Urlaub angewiesen und durch meine Position innerhalb des Unternehmens muss das natürlich auch gut geplant werden, aber dem Erlebnis on the Road tut das keinen Abbruch. Dadurch genieße ich die freie Zeit nur umso mehr und was die Zukunft bringt, kann man schließlich nie wissen.

Was sind deine Stärken und was deine Schwächen im Bezug auf das Vanlife?

Meine Stärke sehe ich darin, dass ich an die ganze Sache relativ unbedarft rangehe und einfach mache. Wenn ich etwas möchte, dann überlege ich mir wie ich am besten dahin gelange und dann mache ich einfach. Für meine erste Reise war es mir relativ egal wie gut ich ausgestattet bin, Hauptsache der Wagen läuft und ab die Post. Gaskocher, Geschirr, Wasserkanister, Tisch und Stuhl waren mir wichtig alles andere war eher ein nice-to-have. Bis jetzt hat mir diese Einstellung auch durchweg positive Erlebnisse beschert und ich kann jedem nur raten, trau dich und mach einfach.

Zu meiner Schwäche muss ich jawohl nicht mehr viel sagen – Chaos,ne!