
#Gastbeitrag#
Mumlife auf Rädern
Seit einem Jahr leben wir vier nun schon im Wohnmobil. Wir, das sind mein Mann, meine Tochter (fünf), mein Sohn (eins) und ich. Im September 2019 sind wir von Kiel aus gestartet; mit einem Wohnmobil, das wir am Tag unserer Abreise das erste mal gesehen haben! Ja, wir haben es über Ebay Kleinanzeigen gekauft, als wir gerade mit der Geburt unseres Sohnes beschäftigt waren und kamen einfach nicht dazu, es selbst anzugucken. Das haben dann die Schwiegereltern übernommen und wir haben einfach auf ihr Urteil vertraut.
Wir wurden nicht enttäuscht und unser 20 Jahre altes Euramobil hat uns in den letzten 12 Monaten nicht ein einziges Mal im Stich gelassen, sondern verlässlich durch Europa getragen. Naja, durch einen kleinen Teil Europas. Ursprünglich hatten wir 16 Länder auf unserer Liste, tatsächlich geschafft haben wir am Ende fünf, aber das ist auch okay so. Denn sind wir mal ehrlich: das Leben im Wohnmobil mit zwei kleinen Kids und Arbeit ist anstrengend.
Anstrengend und wunderschön!
Ja, es ist anstrengend, wenn man nicht weiß, wo man die Nacht verbringt, wo man die Wäsche waschen kann und wo man einkaufen gehen kann. Ja, es ist auch anstrengend zu viert auf 16m² zu wohnen und keinen wirklichen Rückzugsort zu haben. Ja, es ist auch anstrengend, wenn man kaum Zeit für sich findet, weil einfach ständig irgendwas aufgeräumt, gearbeitet, gekocht, gemacht oder geplant werden muss.
Aber es ist auch wunderschön. Es ist wunderschön, den Sonnenaufgang über dem Meer vom Bett aus zu sehen. Es ist wunderschön jeden Tag neue Gegenden mit den Kindern zu entdecken. Es ist wunderschön zu sehen, wie die Kinder ganz von allein so viel Neues lernen, einfach dadurch, dass ständig so viel Neues da ist. Es ist wunderschön zu beobachten wie man selbst immer wieder über sich hinauswächst. Es ist wunderschön durch die vielen atemberaubenden Landschaften zu fahren. Es ist wunderschön bei Sonnenuntergang vor dem Wohnmobil zu sitzen und zu arbeiten – zum Beispiel an einem Artikel über das Leben im Wohnmobil …
Wer macht was in der Vanlife Family?
Damit Familien-Arbeits-und Reiseleben bei uns (mehr oder weniger) harmonieren, sind die Rollen klar aufgeteilt. Ich arbeite und kaufe ein und koche, außerdem übernehme ich gerne einen Großteil der Planung. Mein Mann fährt das Wohnmobil, kümmert sich um alles rund ums Wohnmobil (irgendwas kann immer repariert oder verschönert werden) und hält mir den Rücken (Kinder-)frei, damit ich arbeiten kann.
Unsere Woche planen wir jeden Sonntag Abend komplett durch, um zumindest einen Rahmen zu schaffen; meistens werden zwar bereits am Montag sämtlich Pläne über den Haufen geworfen (weil der Stellplatz doch nicht so schön ist, wie gedacht, oder wir vergessen haben, dass wir Wäsche waschen müssen oder die Tochter plötzlich ganz unbedingt reiten gehen will…) aber der Plan gibt uns trotzdem eine gewisse Sicherheit und Stabilität.
Und die Kinder?
Die Kinder werden in unsere Planung natürlich stets integriert und wir suchen zum Beispiel unsere Stellplätze auch danach aus, ob es dort für die Kinder gut ist: der Kleine kann am besten auf Sand oder Rasenflächen herumkrabbeln, Beton- oder Schotterplätze versuchen wir daher zu vermeiden. Die Große braucht die Möglichkeit sich auszutoben; entweder im Meer, in einem See, beim Klettern oder auf einem Spielplatz.
Wenn wir keinen passenden Stellplatz für die Nacht finden, verbringen wir den Tag meistens irgendwo, wo es für die Kinder gut ist und fahren dann nur für die Nacht auf einen Parkplatz in der Nähe. Generell sind unsere Fahr-Zeiten immer auch Schlaf-Zeiten. Das bedeutet, dass wir eigentlich immer zwischen 10hr und 12Uhr losfahren, damit der Kleine schlafen kann. Dann fahren wir maximal zwei Stunden – so lange geht sein Mittagsschlaf. Im Laufe der Monate haben sich diese Dinge von ganz allein eingespielt und sind mittlerweile genauso normal wie für andere die Uhrzeit in der es in die Kita geht.
Für immer im Wohnmobil leben?
Auf dieser Reise haben wir uns immer wieder gefragt: wollen wir für immer im Wohnmobil leben bleiben?
Es gab sehr viele Momente in denen wir dazu ganz klar JA gesagt haben. Aber auch sehr viele in denen wir ganz klar NEIN gesagt haben. Jetzt nach einem Jahr haben wir uns entschieden, zunächst mal zurück nach Deutschland zu fahren und dort Pause zu machen. Denn so schön das Leben im Wohnmobil auch ist, wir merken, dass wir eine Pause brauchen. Einen Ort wo wir uns ein wenig einigeln können, wochenlang einfach nur sein können, allein wenn wir wollen, aber mit Freunden in der Nähe, ein Ort wo die Kinder ihren Bereich haben und frei spielen können, einen Ort wo wir eine Tür zumachen können und für uns sein können – und trotzdem nah beieinander. Mal schauen, wie lange wir es dann aushalten und ob wir das Wohnmobil dann nicht bald schon wieder packen; für eine kurze Reise oder für ein weiteres langes Abenteuer. Das wird sich zeigen.
Wir gehen mit dem Flow und freuen uns auf all die Wunder, die dieses Leben noch für uns bereithält.
Dies ist eine Gastbeitrag von Rosa Koppelmann, hier gehts zu ihrem Portrait
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