Dieser Artikel wird Teil einer Norwegen-Serie, die viele Mythen über Norwegen aufdeckt oder bestätigen wird, die dem ein oder anderen die Urlaubspläne etwas konkretisieren lässt oder Fünfe gerade sein lässt und einfach mal zum Träumen einlädt. Solltest du nichts davon wollen, wirst du über die nächsten Zeilen wenigstens ein- oder zweimal herzlich lachen. Ich selbst hätte mir jedenfalls niemals träumen lassen in einem Land, das mir immer viel zu kalt war, länger als zwei Wochen zu bleiben!
Die Zeiten könnten nicht eisiger draußen sein, was soziale Begegnungen, Zusammensein und Zukunftsträume betrifft. Hoffnungsschimmer sind diese kleinen Lichtbrecher, die dann ab und zu durch einen kleinen Lichtstrahl im richtigen Winkel geweckt, die buntesten Farben aufzeigen können. So wie ein Prisma Licht umlenkt, lenken wir unsere Gedanken doch einfach auf etwas Schönes.
Während ich diese Zeilen hier tippe – es ist Mitte April – wird das Land um mich herum gerade in einer 15 cm dicken Schneedecke bedeckt. Ich hatte mir das mit dem Frühling hier minimal anders vorgestellt… Und nun, wo Deutschland gerade in Frühlingswehen etwas aufatmet und grünt und blüht bin ich hier: In Norwegen. Geplant war eigentlich nur ein 4-monatiges Sabbatical. Das Land und seine Leute haben dann mein Herz jedoch im Sturm erobert (Und Stürme bietet das Land auch einige!).

Die Einreise über Rostock → Trelleborg → Oslo
Im Sommer 2020 machte ich mich alleine mit dem halbfertigen Van (und sehr viel Holz & deutscher Lebensmittel) auf den Weg über Berlin nach Rostock, um mit der Fähre über Nacht nach Trelleborg in Schweden zu gelangen. (Ist meistens die günstigere & schnellere Alternative, statt direkt nach Norwegen – und so sieht man auch noch etwas von Schweden. Win-Win!) Das Aufwachen auf der anderen Seite und die schwedische Küstenlandschaft an einem unfassbar hellen 5 Stunden alten Junimorgen zu sehen, waren unbezahlbar!
Dies war zu dem Zeitpunkt schon nur noch möglich mit einem Arbeitsvertrag in Norwegen und einer offenen Grenze von Schweden nach Norwegen. Ich selbst musste danach in 10-tägige häusliche Quarantäne. Da sich die Bestimmungen seitdem weiter verschärft haben, ist die Einreise ins Land nur noch Menschen mit festem Wohnsitz (=ID) in Norwegen gewährt. Und die Quarantäne kann man nur in einem Hotel „absitzen“. || Stand April 2021. Dieser Artikel gilt als Inspiration für eine Reise frühestens Ende 2021 / Anfang 2022!
Neuerdings werden an allen Grenzstellen die Fahrzeuge umgeleitet und einzeln kontrolliert. Das passiert natürlich auch vor allem anhand der Kennzeichen. Obwohl ich mit meinen Dokumenten wasserdicht abgesichert war, wird einem doch noch einmal anders, so genau unter die Lupe genommen zu werden. In meinem Falle wurde ich in Schweden einfach durchgewunken, nachdem ich mein Endziel nannte. In Norwegen dann das selbe Prozedere. Die Situation war dann letzten Endes aber so locker, dass ich bei der Passkontrolle sogar vergaß, meine Sonnenbrille abzunehmen.
Da viele Norweger meistens ihr gutes Deutsch mit dir üben möchten und die Kommunikation problemlos in Englisch gehalten werden kann, sollte man sich vor etwaigen Sprachbarrieren nicht fürchten!
Fertig? Jetzt geht’s erst los!
In Norwegen werden vor allem für die neu & gut ausgebauten Schnellwege Mautgebühren verlangt. Meistens gibt es auch einen Weg drumherum, der aber meistens mit zwei oder mehr Stunden Umweg zu Buche schlägt. Es rät sich also, dies in die Reise einzukalkulieren. Sowas summiert sich schnell und macht die Reise dann doch unerwartet teurer. Weitere Infos dazu findet ihr hier: https://www.epcplc.com/de/norwegian_road_tolls#
Eins jedoch vorab: Die Entfernungen sind durch Google Maps meistens gut ab- oft aber schnell zu überzuschätzen. Mit einkalkulieren sollte man immer, dass es hier überall Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt. Auf den meisten Straßen fährt man hier eher so zwischen 80 – 90 km/h, auf den gut ausgebauten Europastraßen darf es dann schon mal bis zu 110 km/h zugehen. Aber was erzähle ich? Hier geht es ja schließlich um Entschleunigung, oder?! 😉
Speaking of which: Hier gibt es relativ häufig Streckenmessungen. Das bedeutet, dass beim Weg zwischen Messgerät 1 und Messgerät 2 (meistens mehrere Kilometer) die Durchschnittsgeschwindigkeit gemessen wird. Norweger sind sehr nett und weisen hierauf meist mit Schildern darauf hin. (Takk for det!) Also: An alle Tempomatbesitzer: Tempomathimmel! In Acht nehmen sollte man sich auch vor Lasermessungen. Egal wie – blitzen lassen ist hier das teuerste Hobby, was man sich hier suchen kann. Anders als in Deutschland sind die Preise meistens mit einer Null vorm Komma mehr versehen. Ach, es zergeht aber auch auf der Zunge, dieses Wort: Ent-schleu-ni-gung!
Sicherheit in Norwegen
Generell lese ich oft in Foren über Fragen zur Sicherheit in Norwegen. Es kommt natürlich darauf an, ob man sich in der Stadt oder auf dem ländlichen Umland befindet (Und das geht hier sehr, sehr schnell…). Diese Angst möchte ich Frauen hiermit somit aber sowas von unbedingt nehmen!
Für mich hat es nach 4 Jahren in Berlin unfassbar Überwindung gekostet, dieses Geschenk der Sicherheit wirklich annehmen zu können. Es ist hier so sicher, dass ich Angst habe, dieses Sicherheitsgefühl in anderen Ländern ebenfalls für bare Münze zu nehmen.
Da das Gesetz hier sehr viel härter ist als in Deutschland, ist die Abschreckung vor Kriminalität sehr viel höher. Hinzu kommt das norwegische Gemeinschaftsgefühl: Jeder kennt jeden, man passt auf sich gegenseitig auf & niemand möchte seinen Ruf hier ruinieren. Noch dazu sind Norweger unfassbar freundlich & hilfsbereit. Gerade auf entlegeneren Autorouten hält schon einmal jemand an, wenn du auf dem Seitenstreifen stehst & fragt, ob alles in Ordnung ist und du Hilfe brauchst. Ein Abschleppseil ist der definitive Ice-Breaker (Im doppelten Sinne!) zwischen Norwegern & Dir, solltest du im Winter mal zielgerichtet in den Graben manövriert haben. Und das passiert hier wirklich jedem mindestens ein Mal.
Das, was aber sofort auffallen wird: Die 5 Mio. Einwohner Norwegens erstrecken sich über so weite Teile des Landes. Sehr oft ist man einfach wirklich allein. Beim Einkaufen, beim Tanken, beim Wandern. Diese Ruhe, die man dadurch auf einmal gewinnt, ist anfangs ungewohnt. Sie ist aber eines der größten Geschenke, die Norwegen dir machen kann.

Stellplätze & Freistehen in Norwegen
Gratulation! Du bist in einem sehr weitläufigem Land angekommen! Es gibt einige Kniffe & Tricks, einen wunderschönen Stellplatz zu finden und diesen nicht mal zwingend mit jemand anderem teilen zu müssen. Dabei helfen dir vor allem zwei Apps weiter: Park4Night ist in Norwegen ganz gut abgedeckt. Viel schöner ist es jedoch, sich selbst auf die Suche zu begeben. Gerade an kleinen Seen ist dies sehr zu empfehlen. Stille, wunderschöne Aussicht und einen ganz persönlichen Platz am See sind hier einfach unschlagbar. Die gelbe Seiten-App der Norweger besitzt eine sehr gute und genaue Karte der kleinsten Feldwege: Gule Sider.
Hier noch ein kleiner Fun Fact am Rande: Norweger beschreiben gerne selbst für die kleinsten Strecken sehr detailliert den Fahrtweg. Davon nicht verunsichern lassen! Die Wege per Navigationsapp sind meistens genauso gut. Ich glaube, der Wegbeschreibungsdrang rührt von der Zeit vor all diesen hilfreichen Apps.
Sollte dir ein Norweger aber raten, diesen Weg nicht zu nehmen oder eine Wanderung, die du vorhast, als „schwierig“ einzuschätzen, dann glaubt ihnen UNBEDINGT! 😉
Was natürlich immer gilt ist der Respekt vor anderen – Hier in Norwegen gilt zwar das Jedermannsrecht, nicht jedoch für mobilisierte Wohnhäuschen. In Wohngebieten (Also hier: Vor allem in Südnorwegen) sollte man das Freistehen also eher vermeiden. Macht ja auch irgendwie Sinn.. Wer kommt sich dabei nicht beobachtet vor?
Bei Unsicherheiten lohnt es sich, mit den Anwohnern in Kontakt zu treten. Oftmals wird auch das nicht wirklich zu Problemen führen, sofern man vorher die offene Kommunikation gesucht hat! Wenn man nach langer Suche nichts findet, empfehlen sich oft auch öffentliche Supermarktparkplätze. Wenn man Glück hat, stehen diese meist sogar direkt am Wasser & bis zum nächsten Morgen kann man hier problemlos stehen.
Für die guten Stellplätze alleine lohnt es sich also, vom sicheren Weg auch einmal abzukommen. Im Sommer sind jedoch viele Wege (gerade im Wald) mit Ketten abgesichert. Meistens gibt es aber ganz in der Nähe einen mindestens genauso tollen Platz. Wie so oft gilt: Nicht verzagen, Mut, Zuversicht und Geduld werden hier zumindest immer belohnt!

Das mit der Norwegischen Krone
Zugegeben – Ich bin letztes Jahr mit einer deutschen eingereist. Nun bin ich jedoch im Besitz einer norwegischen Zahnkrone und weiß auch: Zahnarztbesuche sollte man wirklich in jedem anderen Land eher machen, wenn man danach noch etwas Geld besitzen möchte.
Die Bezahlung in Norwegen reimt sich NICHT wie im deutschen auf „Barzahlung“. 😉
Wer seine Reise nach Norwegen plant, wird sehr schnell auf die fortgeschrittene Digitalisierung hier aufmerksam gemacht. Ein Mekka für schnelle, meist sogar kontaktlose Bezahlung! Selbst Bauern im entlegensten Dorf schwören auf die Bezahlmethode Vipps (Das norwegische PayPal – nur leider nicht für uns Deutsche nutzbar) und besitzen fast ausnahmslos alle ein EC- oder Visa-Kartenlesegerät. Seit fast 10 Monaten in Norwegen hinterfrage ich somit den Sinn eines Portemonnaies täglich.
Du solltest vor Abreise also prüfen, ob du eine Kreditkarte hast, die dir eine kostenlose Bezahlung im EU Wirtschaftsraum ermöglicht. (Merke: Norwegen ist nicht in der EU. Das macht vieles augenscheinlich etwas komplizierter, ist es aber meistens nicht.) Checke deine Reisekrankenversicherungen & Mobilfunkverträge ebenfalls. Das gute ist der Zusatz: „Europäischer Wirtschaftsraum“. EU-Roaming gilt also für die meisten in Deutschland abgeschlossenen Mobilfunkverträge ohne Probleme auch in Norwegen.
Lasst uns aber nicht um den heißen Brei herumreden, schließlich sind wir hier alle mit einem Lebensabschnittsgefährt unterwegs, welches öfter mal unsere Aufmerksamkeit braucht.
Das Tanken in Norwegen ist eine der gewöhnungsbedürftigsten aber zeitgleich so irre logischsten Tätigkeiten hier!
Wenn man tankt, dann bezahlt man auch direkt an der Säule. Und zwar nicht bei einem Menschen (Wir haben bereits gelernt: Zu wenige davon hier.) sondern bei einem Kartenlesegerät. Da ich einen Großteil meines Lebens als Benzintankerin verbracht habe, heißt es hier nun: Doppelt konzentrieren!
Schritt Nummer eins ist somit der ungewöhnlichste Start einer Geschäftsbeziehung mit der Tanksäule: Bezahlen!
Erst dann wird die Tanksäule freigegeben und – Obacht! Jetzt kommt es zur weiteren Konzentrationsdisziplin – à la „choose your weapon“: Die richtige Zapfpistole greifen.
Danach kommt der no brainer: Fertig mit Tanken. Tankklappe zu und direkt weiterfahren.
Seitdem ich das so gelernt habe, habe ich die konstante Angst in Deutschland nach dem Tanken einfach los zu fahren um erst nach einer wilden Polizeijagd zu realisieren, was ich getan habe.
Ich weiß, dieser Artikel ist fies, wenn man nicht weiß, wann man endlich gen Norden losfahren kann. Aber liegt in der Spontaneität nicht die Würze des Lebens?!

Aktuelle Infos zur Situation
Bevor man sich auf Munkeleien verlässt, hilft: Sicherheit!
Die wichtigsten, offiziellen Seiten zur aktuellen Grenzöffnungssituation sind: https://www.helsenorge.no/de/coronavirus/travel-to-norway/ → Hier gibt es vor allem die Möglichkeit, die Seite in Deutsch übersetzen zu lassen. Sicherheitshalber würde ich dies aber immer mit der englischen Seite vergleichen.
Und die Seite der Regierung: https://www.regjeringen.no/no/tema/Koronasituasjonen/egenerklaringsskjema-for- personer-som-skal-i-innreisekarantene-og-bekreftelse-pa-egnet-oppholdssted-for-gjennomforing-av-karantene2/id2791503/ (Google Translate ist teilweise schon die beste Hilfe hierfür)
Englisch aufbessern oder einfach Norwegisch lernen!
Wichtig für uns Deutsche: Immer lieber den Weg Deutsch-Norwegisch lernen, als Englisch-Norwegisch. Unsere Grammatik & Satzbauten sind sich sehr viel ähnlicher, als aufgrund des Englischs zweimal um’s Eck denken zu müssen.
Dank der aktuellen Situation sind beispielsweise alle VHS Kurse digital & man ist somit nicht zwingend an einen bestimmten Ort gebunden. Diesen Wunsch kennen wir doch, oder?
Wer lieber alleine lernen möchte: Mein absolutes Lieblingslehrbuch heißt „Et år i Norge“ – Ein Jahr in Norwegen. Die Dialoge entsprechen genau meinem Humor und alle Audios, Lösungen & Vokabeln sind im selben Buch, ohne noch viel mehr kaufen zu müssen.
Es gibt aber noch andere Wege, sich dem Norwegischen mächtig zu werden: Kostenlos über die Seite der Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens. Allerdings ist hier alles auf Englisch. Einen Versuch ist es jedoch auf jeden Fall wert. Damit habe ich mir vor Abreise den wichtigsten Grundwortschatz schnell aufgebaut: https://www.ntnu.edu/now
So, das war jetzt mal der erste schnelle Überblick zu Norwegen. Ihr entschuldigt mich – Ich muss schon erste Vorbereitungen für den Nationalfeiertag am 17. Mai treffen. Vi snakkes! 🙂
Über die Autorin
Sarah, lebt und liebt Norwegen, auch wenn sie nie gedacht hätte da mal mit ihrem Freund leben zu. Eine ganz tolle Persönlichkeit die in Zukunft ihre Norwegen Erfahrungen mit uns teilt.
[…] Norwegen – Das Paradies des Freistehens […]
Ach Norwegen.. Ich hoffe das es dieses Jahr noch was wird. Erfrischender Schreibstil Sarah!
Richte ich aus an Sarah, wobei sie hier auch mitliest! 🙂 Danke dir für dein Kommentar 🙂
„Aber liegt in der Spontaneität nicht die Würze des Lebens?!“
Lovely Sarah 💛
Toll! Fehlt bei der „Krone “ nicht etwas an Text?
Hey, danke dir das du so aufmerksam bist. Es war ein Satz nicht zu ende geschrieben, aber der ist nun gelöscht. Das meintest du sicher? Oder?
Super Artikel, ich habe sehr gelacht! Was ein Humor <3 Wann kommt der nächste Teil?
Das wissen wir noch nicht genau, aber wenn du das nicht verpassen magst, einfach in den Newsletter eintragen. Liebst Karin