Wie sich Camping und Umweltschutz ergänzen können.
Vanlife, das Leben mit und in der Natur, ist mehr als nur eine Art des Reisens. Es ist eine Einstellung, eine Lebensphilosophie, für Freigeister und Individualist:innen. Es ist Salzwasser auf der Haut, Tannennadeln zwischen den Zehen, windzerzaustes Haar und warmer Asphalt unter den Rädern.
Und es ist eine Form von Freisein, die aber mit einer Verantwortung einhergeht, derer wir uns bewusst sein müssen. In den folgenden Zeilen soll es deshalb darum gehen, wie wir mit dieser Verantwortung umgehen können, um auch zukünftig die bunte Vielfalt unserer Erde überall und in allen Facetten genießen zu können – auch mit unserem rollenden Zuhause.

1. Die grüne Stellplatzwahl.
Campingplätze sind biedere Orte mit Parzellen und Wildcamping zerstört die Natur? An beidem kann etwas dran sein – muss es aber nicht. Wir haben es nämlich selbst in der Hand.
Campingplätze können einen hohen Grad an Flächenversiegelung aufweisen, einhergehend mit (baulicher) Ressourcenverschwendung und großem Wasser- und Energieverbrauch. Wir haben aber die Möglichkeit uns gezielt die Plätze herauszusuchen, die naturnah mit einem nachhaltigen Konzept einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Folgende Kriterien können euch dabei helfen:
– Sonnenenergie wird genutzt (z.B. zur Stromerzeugung oder Warmwasseraufbereitung) – Müll wird getrennt und recycelt
– Trinkwasser steht zum Abfüllen bereit
– Lokal geführt, spielt Regionalität eine Rolle
– Ressourcen werden geschont und Konzepte (z.B. auf der Webseite) kommuniziert – die Flächenversiegelung wird auf das Nötigste reduziert
– Natur und Umgebung werden mit einbezogen
Wildcamping oder Freistehen hängt in vielen Gegenden mittlerweile am seidenen Faden der Akzeptanz – oder ist größtenteils ganz verboten. Der Grund dafür ist u.a. der Prozentsatz an Menschen, der mit Fehlverhalten dafür gesorgt hat, dass der ganze große Rest in ein schlechtes Licht gerückt wurde. Was können wir jetzt tun? Tatsächlich eine ganze Menge:
– weiterfahren, falls der gewünschte Stellplatz zu voll ist
– Platz lassen, damit auch Einheimische die Schönheit ihrer Heimat jederzeit genießen können – lächeln … ein fröhlicher Gruß bricht jedes Eis
– Nationalparks als Übernachtungsplatz meiden (dort ist das Übernachten im Camper aus Tierschutzgründen verboten)
– genügend Abstand zu Gewässern halten
– der Natur mit Respekt und Wissen begegnen
– kein Lagerfeuer entfachen
– regional shoppen und essen gehen
– ein Klo im Bus (!), ohne Chemie
– Rücksicht nehmen – auf Mitmenschen, Tiere und sensible Ökosysteme
– sorgsam mit der Außendarstellung via Social Media umgehen
– zum Müll erzähle ich euch weiter unten mehr
Jeder einzelne Mensch spielt hierbei einfach eine ganz besondere Rolle.

2. Naturkosmetik zum Schutz von Körper und Umwelt.
Der Einfluss beim Vanlife ist meist direkt und hat keinerlei Filter, weshalb wir gerade der alltäglichen Hygiene draußen eine große Beachtung schenken sollten. Hinterfragt man einmal die Bestandteile herkömmlicher Kosmetikartikel, dann stolpert man ziemlich schnell über Polymere,
Parabene, chemische Duftstoffe, Oxybenzone und Octinoxate, Mikroplastik und so weiter – Dinge, mit denen ich Körper und Natur nicht in Kontakt bringen möchte.
Naturprodukte und Naturkosmetik, ohne chemisches Gedöns und buntem Plastikfirlefanz, sind nicht nur natürlich, sondern sehen auch hübsch aus und sind aufgrund der Langlebigkeit einiger Produkte zudem noch günstig. Quasi eine Win-Win-Win-Situation für Mensch, Natur und Portemonnaie.
Folgendes befindet sich in meinem Waschbeutel:
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– Bambuszahnbürste, Zahnputztabs und vegane Zahnseide aus Maisseide – feste Seife zum Duschen (mal Alepposeife, mal etwas mit mehr Duft)
– Roggenmehl für die Haarwäsche
– Aloe Vera Gel (für Körper, Gesicht, Haare und kleinere Wehwechen)
– Rasierhobel (bei dem nur aller paar Monate die Rasierklinge gewechselt werden muss) – eine Menstruationstasse
– Deocreme aus einer Handvoll natürlicher Zutaten
– mineralische Sonnencreme ohne chemische UV-Filter
– ein paar ätherische Öle für Körper und Geist (z.B. Pfefferminze bei Kopfschmerzen, Lavendel bei PMS und Teebaum bei Insektenstichen)
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Nach Lust und Laune gibt’s dann auch mal eine Haarspülung mit Essigwasser, ein Körperpeeling aus Kaffeesatz und Olivenöl oder eine Gesichtsmaske aus Heilerde.
Die Einordnung z.B. als Naturkosmetik, hilft bei einer groben Orientierung, auch wenn es kein geschützter Begriff ist. Mit der App „Codecheck“ lassen sich bedenkliche Inhaltsstoffe identifizieren.
Noch kurz ein Wort zu biologisch abbaubaren Produkten: Die biologische Abbaubarkeit als solches wird mittels OECD-Kriterien definiert. Das Problem ist aber, dass sich diese Kriterien auf ein Testverfahren unter standardisierten Bedingungen beziehen und auf den Abbau in einem Klärwerk ausgerichtet sind. Was bei einer Anwendung in der Natur und vor allem in und an Gewässern passiert, das weiß niemand. Ein rückstandsloser und vor allem zeitnaher Abbau ist nie garantiert.

3. Müll sammeln und vermeiden.
Eigentlich ist es ja ein Klassiker. Dazu noch ein ziemlich offensichtlicher. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass wir dieses Thema niemals aus den Augen verlieren und dass wir Camper:innen als Vorbilder vorangehen. Denn das Bewusstsein dafür, steckt man den Kopf mal aus der eigenen grünen Blase heraus, ist leider noch nicht in der Allgemeinheit angekommen.
Vor allem Plastikmüll wird zu einem immer größeren Problem, ganze Landstriche versinken darunter und in der Theorie gibt es im Meer bald mehr Plastik als Fische. Indirekt schaden wir damit sogar uns selbst, denn getarnt als kaum sichtbare Mikroplastikteilchen, nehmen wir die Schadstoffe durch unserer Nahrung auf. Hinzu kommt, dass vermüllte Plätze oftmals mit Freicamper:innen in Verbindung gebracht werden.
Das hilft:
– Müll sammeln und Plätze sauberer verlassen, als wir sie vorgefunden haben
– unverpackt einkaufen bzw. Verpackungsmüll bereits im Supermarkt wegwerfen
– Müll trennen und korrekt entsorgen (nicht aber in die kleinen Mülleimer am Wegesrand) – überquellende Müllcontainer vermeiden
– Klopapier, Taschentücher oder, viel schlimmer, Feuchttücher gehören nicht in die Natur – genauso wenig wie Exkremente (u.a. wegen Geruch, Optik, Medikamentenrückstände) – Pfand gehört daneben
So können wir einen Beitrag leisten, der Wirkung zeigt.

4. Den Camperausbau nachhaltig gestalten.
Der Camperausbau ist nicht nur ein Ausdruck eurer Kreativität, sondern kann auch ein Statement für Umweltschutz und Baugesundheit sein. Ihr könnt durch die Wahl bestimmter Baustoffe ein gesundes Wohnumfeld in eurem Camper erschaffen und den Verbrauch endlicher Ressourcen minimieren.
Hier gibt’s ein paar Tipps:
– Naturdämmstoffe, wie Kork, Hanf oder Schafwolle
– Naturmaterialien, wie Linoleum oder Jute
– Holz aus einer lokalen (urwaldfreien) FSC-zertifizierten Waldwirtschaft oder mit dem Siegel Naturland
– formaldehydfreie Holzwerkstoffe
– schadstoff- und lösemittelfreie Kleber, Lacke und Lasuren
– Gebrauchtes nutzen, Werkzeuge ausleihen und dabei Geldbeutel und Ressourcen schonen – Wasserfilter und Wasserkanister einplanen, um Plastikflaschen zu vermeiden
– Strom via Solar selbst erzeugen und speichern
– Selbermachen und der Kreativität freien Lauf lassen
Ein Fahrzeug ist nicht nachhaltig, ganz im Gegenteil. Spritverbrauch und CO2-Ausstoß, Verschleiß und Reifenabrieb tragen zur Umweltverschmutzung bei. Dessen müssen wir uns bewusst sein und so gut es geht entgegenwirken. Zum umweltschonenden Ausbau gesellt sich eine spritsparende Fahrweise, langsames Reisen verringert Verschleiß und eine vorausschauende Fahrzeugwahl hilft.

5. Ein Klo im Bus.
Für mich persönlich kann man über das stille Örtchen beim Camping nicht oft genug reden. Nicht nur, weil es grundsätzlich das Normalste der Welt ist und jeden einzelnen Menschen unserer Erde in irgendeiner Form betrifft, sondern auch, weil falsches oder fehlendes Wissen zu Problemen führen kann – zwischenmenschlich und umwelttechnisch.
Folgende Varianten gibt’s:
– Wenn in der Natur (als Notlösung!), dann mind. 60 m von Gewässern und der Öffentlichkeit entfernt ein rund 15 cm tiefes Loch buddeln, Hinterlassenschaften danach abdecken und Toilettenpapier im Anschluss mitnehmen und im Müll entsorgen.
– Öffentliche Toiletten findet ihr u.a. an Raststätten, in Supermärkten, in Tourismusinformationen, an Tankstellen, in Cafés und Restaurants, an öffentlichen Stränden.
– Eine Kassettentoilette kann auch ohne Chemie benutzt werden, indem die Entleerungsintervalle minimiert werden.
– Bei Trockentrenntoiletten werden fest und flüssig voneinander getrennt, die Geruchsbildung wird dadurch minimiert und die Entsorgung extrem erleichtert.
Dann geht’s weiter, lasst mich hier gerne noch etwas ergänzen:
Benutzt Klopapier aus 100% Recyclingpapier. Auch beim Toilettenpapier können wir nämlich einen Unterschied machen und eine Ressource schonen, die Jahrzehnte zum Wachsen braucht.
Nutzt Plastikbeutel aus recyceltem Kunststoff, zertifiziert mit dem Blauen Engel, statt biologisch abbaubarer Beutel für den Feststoffbehälter der Trockentrenntoilette. Und zwar aus diesem Grund: Durch die Entsorgung im Restmüll werden Beutel und Inhalt anschließend verbrannt. Der mit den kompostierbaren Beuteln angestrebte Kreislauf wird somit nicht erreicht, zuvor wurden aber Energie und Ressourcen verbraucht.
So, das waren meine 5 Top-Tipps, die Basis quasi, um Vanlife nachhaltiger zu gestalten. Tatsächlich ist das meiste mit wenig Aufwand verbunden und benötigt oftmals nur einen kleinen Anstupser im Umdenkprozess. Und wisst ihr, was dabei ganz besonders spannend ist? Das der eigene nachhaltigere Weg eine Inspiration für viele andere sein kann.
Eine Erfahrung der letzten Jahre möchte ich zum Schluss noch mit euch teilen: Weniger Luxus innen schafft mehr Bewusstsein für’s Außen.

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